Dienstag, 28. Februar 2023

Willy Dicks, Waldeinsamkeit, 1924

 

Willy Dicks, Waldeinsamkeit, 1924, Öl auf Leinwand, 101 cm × 136 cm, signiert und datiert: „W. Dicks 24“, Privatbesitz Berlin.

Der blattvergoldete Rahmen aus Holz ist 119 cm × 153 cm groß und wurde gefertigt von Hugo Schmidt (1884-1976), Anstreicher- und Glasermeister aus Langendreer. Das schon recht große Bild wird demnächst 100 Jahre alt und solange ist es auch schon im Besitz meiner Familie. Hugo Schmidt war mein Großvater und berichtete mir, er habe das Bild von seinen Anstreicherkollegen und Freund Willy Dicks aus Witten erhalten und selbst gerahmt. Gibt es da draußen noch weitere Bilder von oder Nachrichten zu Willy Dicks? Bitte melden.

Samstag, 18. August 2018

Prof. Ernst Böhm - Reichsadler 1924


Prof. Ernst Böhm (1890–1963), Gabe des Reichspräsidenten am Verfassungstag 1924.
Hochdruck (Holzschnitt?) in Schwarz, der Schnabel und die Füße sind manuell rot koloriert und der Hintergrund wurde mit Goldbronze ausgemalt. Blatt 37,1 × 27,0 cm, Motiv 19,8 × 16,6 cm, Motiv mit Schrift 23,7 × 16,6 cm. Im Rahmen des Motivs rechts unten monogrammiert „E.B.“ Auf der Rückseite des Blattes die etwas verwischte handschriftliche Zueignung an: „Georg Wolf. / Hausinspektor / beim Reichstag.“
    Der Verfassungstag, jeweils am 11. August, war von 1921 bis 1932 der Nationalfeiertag der Weimarer Republik. Am Verfassungstag zeichnete der damalige Reichspräsident Friedrich Ebert verdiente Personen aus und überreichte ihnen dazu 1924 eben diese „Gabe“. Die Auflage des Blattes dürfte daher sehr beschränkt sein.
    In dieser Zeit fordert der Reichskulturwart Edwin Redslob namhafte Künstler auf, einen neuen Reichsadler für die noch junge demokratische Republik zu entwerfen. Bekannt ist ein Entwurf von Karl Schmidt-Rottluff von 1920, der aber allgemein abgelehnt wurde. Der Reichsadler von Ernst Böhm dagegen muss in die engere Wahl gezogen worden sein, denn eine große Version des Adlers wurde am Sontag den 17. Februar 1924 im Plenarsaal des Reichstagsgebäudes bei einer Kundgebung gezeigt.



Die Berliner Börsenzeitung berichtete am folgenden Montag den 18.02.1924 auf Seite 2 von diesem „Pfalz- und Rheintag“, so der Titel des anonymen Artikels, wie folgt: „Im großen Sitzungssaal des Reichstages fand am Sonntag mittag eine machtvolle Kundgebung für die deutsche Pfalz und das deutsche Rheinland statt. Der große Saal und die Tribünen waren überfüllt. Ueber dem Präsidentensitz war im Mittelfelde der Hauptwand der Reichsadler angebracht, in seinem Schutze die Wappen von Rhein- und Saarland und der Pfalz. Darunter stand der Spruch: Wir stehen [sic] für unser Land!“ An den Regierungstischen hatten sich u. a. der Reichskanzler Marx, Arbeitsminister Brauns, Minister für die besetzten Gebiete Dr. Höfle und die preußischen Minister Severing und Oeser eingefunden. [...]“
    Bei dem Druck der "Gabe" fehlt die von den Parlamentariern geforderte heraldisch Zunge. Bei der Ausführung im Reichstag ist sie aber vorhanden. Der Reichsadler von Ernst Böhm wurde erneut einem größeren Publikum gezeigt bei einer Gedenkfeier für die Toten des 1.Weltkriegs. Darüber berichtete das Berliner Tageblatt am 1.8.1924 auf Seite 3 anonym wie folgt: 
    "Zum Gedächtnis der Kriegsopfer. Die Vorbereitung der Feier. Für die zu Ehren der deutschen Opfer des Weltkrieges von der Reichsregierung am Sonntag, den 3. August, vormittags 11 Uhr vor dem Reichstag zu veranstaltende Gedenkfeier werden die nach dem Königsplatz zu gelegene Fassade und die Freitreppe des Reichstagsgebäudes besonders hergerichtet. Der Giebel des Mittelteils wird mit Tannengrün ausgeschmückt, darunter schließt sich ein Schriftband, das über die ganze Breite des Giebels reicht und die Inschrift trägt: „Dem lebenden Geiste unserer Toten“. Die Rückwand der Säulenhalle wird gleichfalls mit dichten Vorhängen aus Tannengrün verkleidet, nur in der Mitteltür unterbrochen von einem von Professor Ernst Boehm entworfenen Reichsadler, vor dem zwischen den beiden mittleren Säulen ein schwarz verhüllter Katafalk errichtet wird. Weiterhin werden auf den Rampen der Freitreppe Gruppen von Lorbeerbaumen und Hortensien aufgestellt."
    Edwin Redslob muss den ursprünglichen Entwurf von Ernst Böhm sehr geschätzt haben, denn er wählte ihn als Titelillustration seiner Publikation "Die künstlerische Formgebung des Reiches", Werkkunst-Verlag, Berlin 1926.
  

Montag, 21. Mai 2018

Die Skyline von Frankfurt am Main von 1892

Dr. Eduard Mertens, A.611. Frankfurt a/Main vom Schaumainkai gesehen, 1892.
Fotoabzug, 21,8 × 27,4 cm, montiert auf bedrucktem Karton, 23,4 × 29,4 cm. Die Beschriftung auf dem Karton lautet: "Originalaufnahme., von Dr. E. Mertens & Cie Berlin. Verlag von Jaeger´sche Buch´ & Landkarten Handlung (Th. Hoeser) Frankfurt a. M. Domplatz No. 8."
Die Aufnahme zeigt eigentlich ein Panorama der Altstadt am Nordufer des Mains beim Eisernen Steg mit verblüffender Auflösung. Man erkennt sogar, wie das folgende Detail zeigt (anklicken zum Vergrößern), die Schiftwerbung an den Hausfassaden, wie die der Stern-Brauerei (Zum Eisernen Steg), der Kempff-Bräu oder, weiter rechts, die vom Intelligenz-Blatt. Laut Domuhr erfolgte die Aufnahme um 14:32 Uhr.




Lucina T. Quimby of Boscawen (1851-1881)

Porträt der jungen Lucina T. Quimby, Ferrotypie, 20,3 × 15,8 cm, um 1870. Die Wangen sind manuell leicht rötlich koloriert. Auf der Rückseite in Bleistift bezeichnet: "Lucina T. Quimby / Later Mrs. George L. Pillsbury / of Boscawen NH [New Hampshire] / Mother of Agnes + Ralph / The grandmother of / Robert Jorgen / Harold Helley / Martha Elis[?] / Justine Lucina".
Laut einer Eintragung bei wikitree.com wurde sie 1851 in Boscawen geboren, heiratete George L. Pillsbury am 2. Dezember 1873, hatte drei Kinder (Joseph H. Pillsbury, Mary Agnes Pillsbury, Ralph W. Pillsbury) und starb im Alter von nur 30 Jahren am 17. Oktober 1881. Aus diesen Angaben ergibt sich die ungefähre Datierung.
Die Armlehne ist Teil eines "posing chairs", der speziell für Fotografen angefertigt wurde.

Samstag, 29. Juli 2017

Wilhelm Niederastroth: Der Innenraum der Friedenskirche in Potsdam

Wilhelm Niederastroth: Der Innenraum der Friedenskirche in Potsdam kurz vor einer Trauerfeier. Vermutlich Anfang Januar 1902.
Originalabzug, 31,5 × 24,8 cm, Blindstempel im Foto rechts unten: "W. Niederastroth / Kgl. preuss. Hofphotograph", montiert auf einem beschädigten und nur noch teilweise vorhandenen Karton, 46,0 × 36,3 cm,  mit einem weiteren skripturalen Blindstempel rechts unten: "W. Niederastroth fec. /  Kgl. Hofphotograph".


Vermutlich handelt es sich um die Trauerfeier für den in Potsdam praktizierenden Arzt und Geheimen Sanitätsrat Dr. med. (Albert Karl) Hermann Bosdorff, geb. in Caputh am 23.9.1832, verst. in Potsdam am 26.12.1901. 
Vorne in der Mitte ist auf einer Kranzschleife zu lesen: "(Prof?)essor der Eisenhart´schen Heilanstalt". Bosdorff war dort (Potsdam, Behlertstrasse 10) bis zu seinem Tode der leitende Arzt. Auf dem Ordenskissen liegt in der Mitte ein Orden, bei dem es sich um den Königl. Kronen-Orden 2. Klasse mit Stern handeln könnte, dessen Träger Bosdorff war. 

Mittwoch, 7. Dezember 2016

Fotomultigrafie aus Madrid - Frau mit Fächer


Frau mit Fächer, Fotomultigrafie (Photo-Multigraph) um 1915, Foto (23,5 × 14,2 cm) montiert auf grauem Karton (24,4 × 32,8 cm) mit einem Aufkleber rechts unten "Biofix / Preciados 16 - Madrid".
Die Aufnahme entstand  in Madrid im Studio "Photo Novelty", das solche Fotomultigrafien zumindest in der Zeit von 1914 bis 1917 herstellte. Das Studio hatte zunächst die Adresse "Preciados 18", später "Preciados 16". Durch den Vergleich mit anderen Fotomultigrafien als Echtfotopostkarten  aus diesem Studio ist die Zuordnung eindeutig. Der Aufkleber "Biofix" ist insofern irreführend.
   Der Aufkleber deutet dagegen deutlich auf einen frühen Hersteller von Foto-Daumenkinos (flip books) hin. Hierzu die Webseite flipbook.info. Derzufolge wurde die Firma Biofix in der Zeit kurz vor dem 1. Weltkrieg in London gegründet mit Filialen in Brüssel und Paris. Die Verbindung von Aufkleber und Fotomultigrafie deutet daher auf die Möglichkeit hin, dass auch eine Vertretung für Biofix in Madrid gesucht und vielleicht gefunden wurde.
   Über eine mögliche geschäftliche Verbindung hinaus ist diese Kooperation auch für die Interpretation der Fotomultigrafie aufschlussreich. Sie zeigt, dass sich im sukzessiven Lesen der fünf Porträts ein filmischer Aspekt verbirgt, der damals durchaus wahrgenommen wurde.  

Samstag, 19. Dezember 2015

Kryptorchismus

Max Koch, Freilicht, Internationaler Kunstverlag M. Bauer & Co. in Leipzig, o. J. (1897), Tafel 66.
Lichtdruck, 15,6 × 21,1 cm, nach einer Originalfotografie, ohne Titel.
Bei der Publikation handelt es sich um ein heute sehr seltenes Mappenwerk mit Lichtdrucken von 100 Aktfotografien, die alle in der freien Natur aufgenommen wurden. 

Detail aus: Max Koch, Freilicht, Tafel 66.
Aus gegebenem Anlass, weil entsprechende Fotografien im Internet fehlen.

Montag, 24. August 2015

Prof. Eduard Uhlenhuth: Herzog Alfred von Coburg und Familie, Fotomontage, 1906

   Prof. Eduard Uhlenhuth, Herzog Alfred von Coburg und Familie, 1906. Fotomontage. (oben)
Abzug auf einer Echtfotopostkarte mit dem mehrsprachigen Aufdruck des Weltpostvereins (UPU). Die Postkarte ist leicht beschnitten auf 8,7 × 13,7 cm. Links unten im Foto weiß bezeichnet „Herzog Alfred v. Coburg u. Familie“, rechts unten im Foto schwarz signiert und datiert: „Prof. E. Uhlenhuth, Coburg 1906“. Beide Bezeichnungen befinden sich wohl im oder auf dem Negativ. Sammlung Heinz-Werner Lawo.
   Prof. Eduard Uhlenhuth, Herzog Alfred von Coburg und Familie, vor1900. (unten)
Daten und Verbleib des Fotos unbekannt. Originalabzug wahrscheinlich beim Royal Collection Trust.

   Die ursprüngliche Aufnahme (unten) von Eduard Uhlenhuth, dem Hoffotografen in Coburg, entstand in den späten 1890er Jahren vor dem Schloss Rosenau. Es zeigt Herzog Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha (mit Zylinder) mit seiner Ehefrau Marija Alexandrowna (vor ihm sitzend), seiner älteren Schwester Victoria (gen. Vicky, in Schwarz, Witwe von König Friedrich III. von Preußen) und seine vier Töchter Maria, Victoria, Alexandra und Beatrice (alle in Weiß). Bei der Aufnahme nicht anwesend war sein einzige Sohn Alfred Junior. Alfred Senior war der zweitälteste Sohn von Königin Victoria von England und als solcher, nach seinem älteren Bruder Edward, zunächst zweiter Anwärter auf den Thron von England und Alfred Junior war sein einziger Stammhalter und Erbe. Nach einer angeblichen, unstandesgemäßen Heirat und einem anschließenden Zerwürfnis mit seiner Mutter versuchte Alfred Junior sich mit einem Revolver zu erschießen. Er starb kurz danach an den Folgen des Suizidversuches im Februar 1899 im Alter von 24 Jahren. Ein Jahr später starb auch sein Vater.
   Uhlenhuth hat bei der Fotomontage von 1906 den ursprünglich fehlenden Alfred Junior in das alte Familienbildnis hinein montiert, zwischen Mutter und Tante, und vor den Tisch, auf den eine Schwester ihre Hand stützt. Uhlenhuth vervollständigte so posthum das Bildnis einer von ihm oft fotografierten Familie, von der zum Zeitpunkt der Montage nur noch die Frauen lebten. Da im November 1905 der neue Herzog Carl Eduard mit großem Pomp in Coburg eingezogen war, ist die Montage von 1906 deutlich retrospektiv gefertigt worden. Ein konkreter Anlass ist jedenfalls nicht zu erkennen.
   Vieleicht war es die Erinnerung eines alternden Fotografen, der bei der Durchsicht seiner Fotos der adligen Familie eine ungefüllte und bedauerliche Leerstelle, eben das Unausgefüllte der Geschichte entdeckte, die als Motivation für diese Montage den Ausschlag gab. Eine Gelegenheit, die sich Uhlenhuth nie geboten hatte, und die er nun durch die Montage zweier Fotos für sich zu einem Abschluss brachte. Die Montage selbst ist geschickt umgesetzt, wenngleich die Proportionen und der Lichteinfall nicht ganz stimmen. Interessant dagegen ist die Auswahl der hinein montierten Fotografie. Obwohl andere mit höfischer Repräsentanz zur Auswahl vorlagen, tritt Alfred Junior hier in ziviler, geradezu zwanglos legerer Kleidung auf. Offensichtlich hegte Uhlenhuth eine gewisse Sympathie für den unkonventionellen, gegen höfische Gepflogenheiten aufbegehrenden jungen Mann.
   Für die Fotomontage benutzte Uhlenhuth ein altes Negativ des Familienbildes. Der Abzug für die  Montage zeigt bis auf den oberen Rand wesentlich mehr davon. Das ältere offizielle Bild wurde also auf die Peronen beschnitten. Im Vergleich der beiden Fotos zeigt sich, dass offenbar auch das offizielle Foto selbst schon manipuliert wurde. Es ist in der Höhe gestreckt, wodurch alle, insbesondere die Frauen, schlanker und imposanter erscheinen.  

Mittwoch, 3. September 2014

Frank Coldewey, Attrappen, 2000


Frank Coldewey, Attrappen, 2000
Mischtechnik (Acryl auf Farbfotokopien) auf MDF-Platte, 55,5 x 40 cm
Webseite des Künstlers: http://frank-coldewey.de/

Samstag, 12. April 2014

John Marshall Harlan I (1833-1911)

Porträt von John Marshall Harlan
vor zwei Spiegeln, um 1893, bzw. vor 1957,
35,3 x 27,7 cm, kolorierte S/W-Fotografie,
retuschierte Reproduktion nach einer Ferrotypie, die in Shaw’s Spectretype Photographic Gallery in Atlantic City, NJ, um 1893 entstand.
Prov: Antiquitätenhandel, North Bergen, NJ; Nachlass Alan Furman Westin (1929-2013); Geschenk von John Marshall Harlan II (1899-1971), dem Enkel von Harlan I, an Alan Westin; Nachlass John Marshall Harlan I.Alan Westin veröffentlichte 1957 ein Buch über "John Marshall Harlan and the Constitutional Rights of Negroes: the Transformation of a Southerner". Im Zuge der Recherche zu dieser Veröffentlichung dürfte die Fotografie in den Besitz von Alan F. Westin gekommen sein.
Ein ähnlicher Abzug befindet sich in der Library of Congress, Prints and Photographs Division: "John M. Harlan, full-length portrait, seated with right side and back to mirrors, providing a 360 degree view". Dieser Abzug zeigt aber links und rechts deutlich weniger von der Vorlage. Die Library of Congress datiert ihren Papierabzug auf 1920-1960 und notiert: "Reproduction of a photograph taken between 1890 and 1910". Die Fotografie kam 1957 zusammen mit anderen Papieren aus dem Nachlass von Harlan I als Geschenk von Harlan II in den Besitz der Library of Congress. Die Vorlage für diese Reproduktionen ist eine Ferrotypie (tintype), die sich ebenfalls in der Library of Congress befindet: "Visual materials from the John Marshall Harlan papers (item 2010650988, folder PR 13 CN 1974:068)". Diese Ferrotypie wurde von Linda Przybyszewski für die Titelgestaltung ihres Buches "The Republic according to John Marshall Harlan", University of North Carolina Press, Chapel Hill 1999, benutzt.
Im Negativ für die Reproduktionen wurde der auffällige, stark gemusterte Teppichboden wegretuschiert, um eine neutrale und unauffällige Bodenfläche zu erhalten. Die beiden Papierabzüge - weitere bisher nicht bekannt - sind vom gleichen Negativ, denn links über dem Griff des Stocks ist jeweils eine identische weiße Fehlstelle, die sich im Negativ befinden muss und bei der Retusche wohl übersehen wurde. Die Reproduktion aus der Sammlung Lawo ist im oberen Bereich der Spiegelflächen lasierend blaugrau mit einer Spritztechnik eingefärbt. Rückseitig Leimspuren von einer alten Montierung und handschriftlich in Bleistift unter der Leimung die Bezeichnung "5389 / JRT Sch".