Prof. Ernst Böhm (1890–1963), Gabe des Reichspräsidenten am Verfassungstag 1924.
Hochdruck (Holzschnitt?) in Schwarz, der Schnabel und die Füße sind manuell rot koloriert und der Hintergrund wurde mit Goldbronze ausgemalt.
Blatt 37,1 × 27,0 cm, Motiv 19,8 × 16,6 cm, Motiv mit Schrift 23,7 × 16,6 cm.
Im Rahmen des Motivs rechts unten monogrammiert „E.B.“ Auf der Rückseite des Blattes die etwas verwischte handschriftliche Zueignung an: „Georg Wolf. / Hausinspektor / beim Reichstag.“
Der Verfassungstag, jeweils am 11. August, war von 1921 bis 1932 der Nationalfeiertag der Weimarer Republik. Am Verfassungstag zeichnete der damalige Reichspräsident Friedrich Ebert verdiente Personen aus und überreichte ihnen dazu 1924 eben diese „Gabe“. Die Auflage des Blattes dürfte daher sehr beschränkt sein.
In dieser Zeit fordert der
Reichskulturwart Edwin Redslob namhafte Künstler auf, einen neuen Reichsadler für die noch junge demokratische Republik zu entwerfen. Bekannt ist ein
Entwurf von Karl Schmidt-Rottluff von 1920, der aber allgemein abgelehnt wurde. Der Reichsadler von
Ernst Böhm dagegen muss in die engere Wahl gezogen worden sein, denn eine große Version des Adlers wurde am Sontag den 17. Februar 1924 im Plenarsaal des Reichstagsgebäudes bei einer Kundgebung gezeigt.
Die Berliner Börsenzeitung berichtete am folgenden Montag den 18.02.1924 auf Seite 2 von diesem „Pfalz- und Rheintag“, so der Titel des anonymen Artikels, wie folgt: „Im großen Sitzungssaal des Reichstages fand am Sonntag mittag eine machtvolle Kundgebung für die deutsche Pfalz und das deutsche Rheinland statt. Der große Saal und die Tribünen waren überfüllt. Ueber dem Präsidentensitz war im Mittelfelde der Hauptwand der Reichsadler angebracht, in seinem Schutze die Wappen von Rhein- und Saarland und der Pfalz. Darunter stand der Spruch: Wir stehen [sic] für unser Land!“ An den Regierungstischen hatten sich u. a. der Reichskanzler Marx, Arbeitsminister Brauns, Minister für die besetzten Gebiete Dr. Höfle und die preußischen Minister Severing und Oeser eingefunden. [...]“
Bei dem Druck der "Gabe" fehlt die von den Parlamentariern geforderte heraldisch Zunge. Bei der Ausführung im Reichstag ist sie aber vorhanden. Der Reichsadler von Ernst Böhm wurde erneut einem größeren Publikum gezeigt bei einer Gedenkfeier für die Toten des 1.Weltkriegs. Darüber berichtete das Berliner Tageblatt am 1.8.1924 auf Seite 3 anonym wie folgt:
"Zum Gedächtnis der Kriegsopfer. Die Vorbereitung der Feier. Für die zu Ehren der deutschen Opfer des Weltkrieges von der Reichsregierung am Sonntag, den 3. August, vormittags 11 Uhr vor dem Reichstag zu veranstaltende Gedenkfeier werden die nach dem Königsplatz zu gelegene Fassade und die Freitreppe des Reichstagsgebäudes besonders hergerichtet. Der Giebel des Mittelteils wird mit Tannengrün ausgeschmückt, darunter schließt sich ein Schriftband, das über die ganze Breite des Giebels reicht und die Inschrift trägt: „Dem lebenden Geiste unserer Toten“. Die Rückwand der Säulenhalle wird gleichfalls mit dichten Vorhängen aus Tannengrün verkleidet, nur in der Mitteltür unterbrochen von einem von Professor Ernst Boehm entworfenen Reichsadler, vor dem zwischen den beiden mittleren Säulen ein schwarz verhüllter Katafalk errichtet wird. Weiterhin werden auf den Rampen der Freitreppe Gruppen von Lorbeerbaumen und Hortensien aufgestellt."
Edwin Redslob muss den ursprünglichen Entwurf von Ernst Böhm sehr geschätzt haben, denn er wählte ihn als Titelillustration seiner Publikation "Die künstlerische Formgebung des Reiches", Werkkunst-Verlag, Berlin 1926.