Mettlacher Steinzeug, Entwurf 1844 |
Ein Helmut W., Sammler von Daguerreotypien, hatte eine Vermutung und benachrichtigte Horst Barbian, einen Freund und Kenner von Mettlacher Steinzeug. Der ging der Sache auf den Grund und hat erste Ergebnisse gerade im Mitteilungsblatt der Mettlacher Steinzeugsammler e.V. veröffentlicht ("Bitte recht freundlich! Mettlacher Steinzeug als Dekorationsobjekte in frühen Photographien um 1850", in: Mettlacher Turm, Nr. 108, September 2012, S. 10-11). Bei der Vase handelt es sich nach Barbian „um ein 1844, von Ludwig Foltz, für Villeroy & Boch entworfenes Modell, das in der späteren Steinzeugproduktion von Mettlach die Modellnummer 11 erhielt“. Barbian präsentiert auch gleich die Abbildung einer erhaltenen, direkt vergleichbaren Vase. Hier ist das florale Dekor zwar silbrig gefasst, aber die Form und die Reliefs scheinen identisch zu sein. Ein weiteres vergleichbares Stück, mit einem tanzenden Paar als zentralem Relief, wurde am 16. Mai 2010 in Amerika von der Four Seasons Auction Gallery, 4010 Nine McFarland Rd., Alpharetta, GA 30004, versteigert (Lot 11, Vilroy & Boch Mettlach German Cameo Vase, 1836-1855). Was ich auf der Grundlage der Daguerreotypie zunächst als „männliche Masken“ unterhalb der Henkel identifiziert hatte, sind in Wahrheit Darstellungen von bäuerlich gekleideten Männern, die auf ihren Schultern, wie Atlanten, mit gebeugtem Oberkörper scheinbar den unteren Henkelansatz tragen. In Gegensatz zu diesem architektonischen Motiv des Tragen und Lastens zeigen die zentralen Reliefs mit wehenden Gewändern tänzerische Leichtigkeit. Vielleicht spielt diese Opposition direkt auf die feste Form und den flüchtigen Inhalt einer Vase an.
Inspiriert von
diesen zeitgenössischen, frühen fotografischen Dokumentationen von Keramik
recherchierte Barbian weiter und konnte gleich eine Reihe weiterer
Dekorationsobjekte in Daguerreotypien, insbesondere aus der Sammlung Hermann Krone in der TU Dresden als Mettlacher Steinzeug identifizieren. Verlängert man
diese Ansätze in die Zukunft scheint mir hier ein sehr fruchtbarer
Informationsaustausch zwischen Forschern zur Keramik und solchen zur Fotografie
möglich, der in beiden Richtungen zu ganz neuen Erkenntnissen und
Zuschreibungen führen wird.
Ich danke Ulrich
Linnemann, der den Kontakt zu Horst Barbian vermittelte.
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